Wozu dient das Modell der "inneren Familie"?
Mal Hand aufs Herz: Wie liebevoll und wertschätzend redest du mit dir?
Wir alle sehnen uns nach jemand der uns bedingungslos und verlässlich liebt, so wie wir sind.
Dieser Jemand können nur wir selbst sein. Denn wir sind die einzigen, die absolut verlässlich immer bei uns sind.
Aber wie sehr können wir uns lieben? In unserer Erziehung und gesellschaftlichen Prägung haben wir wenig darüber gelernt, eine wirklich liebevolle, wertschätzende Beziehung zu all unseren Gefühlen aufzubauen. Seit frühester Kindheit mussten wir “negative Gefühle in den Griff” bekommen. Wir wurden gelobt, wenn wir „artig“ und “gut” waren, wenn wir also so fühlten, wie die Erwachsenen es wollten (freundlich, fleißig, lieb…). So verwechselten wir Anerkennung mit Liebe. Jetzt tun wir immens viel, um anerkannt zu werden – und viele von uns werden oft dabei doch nicht richtig glücklich, weil wir kaum gelernt haben, uns selbst zu lieben. Das heißt vor allem unsere Gefühle zu achten, sie überhaupt wahrzunehmen, sie zu fühlen, zu würdigen, uns nicht dafür zu schämen und sie deshalb zu verdrängen. Verdrängte Gefühle setzen sich auf Dauer in Körper und Seele nieder und machen krank.
Um zu mir selbst eine wirklich bejahende liebende Beziehung aufzubauen, hat es sich für mich als hilfreich erwiesen, mit meinen verletzten inneren Gefühlskindern ins Gespräch zu kommen und ihnen Interesse, Verständnis und Mitgefühl entgegenzubringen.
Dadurch, dass ich sie in meiner Fantaise als Gesprächspartner betrachte, nutze ich einen "therapeutischen Trick", der mir hilft, mich mit dem Gefühl nicht mehr zu identifizieren.
Denn "jemand", mit dem ich reden kann, ist nicht ich selbst.
=> Ich bin also beispielsweise nicht meine Wut, wenn ich mit ihr reden kann.
=>Ich bin also beispielsweise nicht meine Angst, ich gehe mit ihr um - und das möglichst liebevoll!
Das abwechselnde Reden mit den Gefühlswesen ("Wie geht es dir, Zitterinchen")
und das Fühlen der Gefühle, wenn ich in die Gefühlswesen eintauche und als solche antworte (Zittrinchen antwortet: "Ich habe solche Angst!") ermöglicht einen heilenden Dialog ("Ja, ich verstehe dich, mein Schatz! Du hast alles Recht der Welt, Angst zu haben. Komm, wir nehmen das alles mit ins Herz, fühlen es und lassen es dann wieder durch uns durchfließen. Es geht wieder vorbei, mein Liebes...Alle Gefühle sind Wellen, die auch wieder abebben...").
In mir leben z.B. Tiger-Lilly – das ist meine Wut, Schnuppelchen – das ist mein Schmerzkind, Zitterinchen - das ist meine Angst, Elvira – das ist meine verschämte Kleine usw. Ich habe sie nach und nach gefragt, wie sie denn gern heißen möchten. Die Namen helfen mir, eine ganz persönliche gefühls-intensive Beziehung zu ihnen zu pflegen.
Grundsätzlich heißt mein inneres Kind INA.
Die Ina hat sozusagen alle anderen Gefühlskinder in sich – und sie zeigen sich entweder, wenn ich sie persönlich mit ihrem Namen anspreche, oder wenn gerade ein Gefühl sehr übermächtig ist. Ansonsten rede ich meistens mit Ina, sie ist sozusagen die Gesamtpersönlichkeit meiner Gefühlsanteile, die sich als Kinder darstellen.
Ich stelle mir manchmal vor, dass wir uns alle am Küchentisch versammeln und ich jeden frage, was bei ihm/ihr so los ist, wie sie sich fühlt etc. – besonders dann, wenn ich ein inneres Chaos habe.
Und sie dürfen sagen, was sie sich wünschen. In meiner Fantasie nehme ich sie in den Arm und gebe ihnen, was sie brauchen. Möglichst oft versuche ich auch in meiner Realiät hier, bestimmte Wünsche um zu setzen, die sie geäußert haben. Da ist es allerdings wie auch mit richtigen Kindern, es ist nicht alles möglich und sinnvoll.
Die inneren Kinder sind nicht als Ratgeber geeignet, sie brauchen ja selber Zuspruch und liebevolle Führung durch mich als Gesamtpersönlichkeit.
Doch woher nun soll ich Rat bekommen?
Auch ich als Erwachsene habe manchmal Sehnsucht nach jemanden zum Anlehnen. Dafür ist mein Hohes Selbst da oder mein Führungsengel, oder auch mein Herz, das ich übrigens Abraham nenne, weil ich mich in ihm geborgen fühle wie in Abrahams Schoß. Bei all diesen Begriffen ist mir bewusst, dass es sich letztlich um die liebevollste und weiseste Ebene von mir selbst handelt - ich könnte auch sagen "meine Essenz" oder "mein tiefster innerster Kern". Meinem Alltags-Ich tut es gut, mit einem visionären starken, liebevollen Gegenüber in Verbindung zu treten, wenn es sich gerade mal klein und schwach fühlt, was ja auch zum Mensch-Sein gehört.
Ohne dass auch ich „jemand Größeren“ habe, wäre es für mich oft nicht leicht, in heilender Weise mit meinen inneren Kindern zu reden, denn wenn ich als „erwachsene Marina“ nicht weiter weiß, dann sage ich zu Ina: „Da holen wir uns Hilfe von Abraham.“ Oder: „Ich weiß auch noch nicht, aber ich gebe das Thema unserem Engel und dann werden wir Hilfe bekommen.“
Und dann gehe ich in Meditation nehme meine Gefühlskinder in die Arme und lasse meine guten Kräfte durch mich schreiben…
Auch wenn ich weiß, dass das alles sich nur in meinerVorstellung ereignet, nützt es mir gefühlsmäßig, denn
das Unterbewusstsein kann nicht unterscheiden zwischen innerem und äußerem Geschehen. Es empfindet alles als wahr und real - auch Fantasie-Vorstellungen.
Deshalb sind liebevolle Bilder, Geschichten und Dialoge so außerordenlich heilsam!
Eine immer liebevoller werdende Beziehung zu unseren inneren Kindern wünscht dir, mir und uns allen mit bunten Grüßen Marina